Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die wissen, was am 23. August 1985 in der Umkleidekabine 54 bei Karstadt in der Mönckebergstraße geschehen ist. Des Weiteren ist dieses Buch alle jenen gewidmet, die zwar wissen, was an jenem heißen unscheinbaren Sommertag kurz nach Mittag in der Umkleidekabine 54 bei Karstadt in der Mönckebergstraße passiert ist, aber sich dazu in verdrießliches Schweigen hüllen.
Aber natürlich ist dieses Buch auch ganz besonders all jenen gewidmet, die weder am 23. August 1985 in der Umkleidekabine 54 noch sonst wo bei Karstadt in der Mönckebergstraße zum benannten Zeitpunkt anwesend waren.
Seit spätestens der dreizehnten Woche meines pränatalen Lebens interessiere ich mich für Musik, Tanz, Darmgeräusche und für die Frage, welche Rolle die Lichtsymbolik in der Herrscherrepräsentation der byzantinischen Kaiser gespielt hat. Letztere Neigung habe ich kurz vor meiner Geburt im winterlichen Frühjahr 1971 wieder aufgegeben. Meine Sympathie für Darmgeräusche ist allerdings geblieben, ebenso meine Leidenschaft für Musik.
Aus meiner starken Passion für das Tanzen hat sich ein statisches rhythmisches Rumstehen entwickelt, mit dem ich 2003, 2004 und 2005, also drei Jahre infolge, Süd-Ostholsteiner Vize-Meister in Kombination mit gelangweilten Stehschnipsen wurde.
An jenem Tag also, der später als der „Schicksalstag der Deutschen“ in die Geschichtsbücher eingehen sollte, erblickte ich kurz nach 9 Uhr morgens im Kreißsaal des katholischen St.-Joseph-Hospitals in einer mittleren Kleinstadt irgendwo in der norddeutschen Tiefebene das elektrische Licht der Welt.
Aber genug der einleitenden Worte.
Dieses Buch ist eine Sammlung ausgewählter Texte der letzten 25 Jahre und erkiesender Fotografien aus den ersten fünf Jahrzehnten meiner durch und durch widersprüchlichen Existenz. Texte und Fotografien stehen nicht immer im Zusammenhang und das ist genauso gewollt.
Aus redaktionellen Gründen habe ich sehr bewusst auf die Nennung von Seitenzahlen verzichtet. Auch das vielerorts hochgelobte Verzeichnis mit dem Inhalt habe ich konsequenterweise vermieden und den oft gewünschten Fotonachweis gibt es ebenso wenig, um die Lesenden zum anregenden Durchblättern und zu hoffentlich nicht allzu aufdringlichen Nachfragen zu bewegen.
Aus Kostengründen habe ich auf vieles, aber nicht auf alles verzichtet. Die Endredaktion ist aus dramaturgischen Gründen entfallen und um zudem ein kleines und wichtiges Zeichen meiner unermüdlichen Aufmüpfigkeit gegen die Obrigkeit zu setzen.
Den geneigten Lesenden wünsche ich Freude, Erquickung, Geschmunzel und aufrichtige Empörung, aber niemals etwas Schlechtes an den entsprechenden Stellen beim Durchstöbern der nachfolgenden Seiten.
Euer
Hamburg-Tinsdal in Zeiten einer epidemischen Notlage von nationaler Tragweite im November 2021
Vorderseite
Rückseite
Die 2. Auflage des dritten Bandes ist in Arbeit und kann ab Frühjahr 2023 an den üblichen Stellen eingesehen werden.